Gebäude Nummer 23 in der gedruckten Broschüre
"Historische Gebäude in Münchberg".
Das Schild befindet sich rechts neben der Eingangstür.
Im Jahre 1854 wurde auf Betreiben einheimischer Industrieller die "Weberschule Münchberg" gegründet und in einem Gebäude in der Bismarckstraße untergebracht. Um den Kauf des Hauses, das sich damals im Besitz von Dr. Munzert befand, finanzieren zu können, stellte die Regierung Darlehen zur Verfügung. Zur damaligen Grundausstattung gehörten acht breite und acht schmale Webstühle, acht Spulräder sowie sechs 8/12 Dutzend Schnellschützen, an denen sechzehn Schüler ausgebildet werden konnten. Diese mussten ihre Ausbildung und ihren Lebensunterhalt durch Lohnarbeiten in Münchberger Betrieben finanzieren. Die Unterrichtszeit betrug mitunter nur 15 Prozent der Arbeitszeit. Die Schule erfuhr Anerkennung in der Presse und auf Ausstellungen. Der Kreisrat sichert 1862 einen festen jährlichen Zuschuss von 1.600 Gulden zu (Gesamtetat 3.750). Er befreite die Schule damit von existenziellem Druck. Im Jahr 1864 wurde die Schule vom Distrikt übernommen und konnte weiter ausgebaut werden. Nach der Verlegung der Schule in die Kulmbacher Straße kaufte der Kommerzienrat Hermann Jahreiß das Gebäude, ließ es aufstocken und in ein "Webschulpensionat" ausbauen. Für 25 Mark im Monat sollen „minderbemittelte, fleißige und brave Schüler“ dort Kost und Logis bekommen. Nach dem Tod von Jahreiß wurde aus dem Pensionat ein Wohnhaus für Beschäftigte der Aktienfärberei, da es weder Staat noch Stadt übernommen hatten. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Gebäude Ende 1914 zum Vereins-Lazarett umfunktioniert. Heute wird es privat genutzt.
Das ehemalige Webschulgebäude besteht aus zwei Gebäuden, dadurch entstand eine ungewöhnliche Fassade. Der linke Gebäudeteil hat vier Fensterachsen; die beiden Stockwerke sind durch zwei Gurtbänder, eines davon mit rechteckigen Mustern an der Unterseite, getrennt. Das trapezförmige Dach hat an der Straßenfront einen Giebelaufsatz mit drei rundbogigen Fenstern. Rechts schließt sich der langgestreckte zweite Gebäudeteil an. Auch dort verlaufen die beiden Gurtbänder, die das erste Stockwerk mit neun Fenstern visuell vom Erdgeschoss mit acht Fenstern und dem Eingang abtrennen. Das mittlere Fenster im Obergeschoss ist von einer runden Stuckverzierung bekrönt. Darüber schließt sich eine dreieckige Dachgaube mit einem Fenster an. Das Dach ist ebenfalls trapezförmig.