In einem Schreiben an den Stadtmagistrat vom 17. Oktober 1890 erklärte sich die Schützengesellschaft bereit, ein neues, der Stadt angemessenes Schützenhaus zu errichten und den einstöckigen Vorgängerbau abzubrechen. Zwei Tage später stimmte die Stadt dem Bau unter der Bedingung zu, dass dort auch städtische Festlichkeiten und andere Aktivitäten durchgeführt werden können.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es das Vogelschießen. Ein Reichsadler mit Zepter, Krone und Reichsapfel wurde an einer langen Holzstange durch die Stadt getragen, bevor man am Schützenhaus versuchte, ihn mit Vorderladern abzuschießen. Der beste Schütze wurde Vogelkönig. 1910 gab es das Vogelschießen aus polizeilichen Gründen zum letzten Mal. 1911 wurde ein neuer Adler angeschafft und zu Dekorationszwecken fest im großen Saal des Schützenhauses installiert (Foto rechts oben). Er wurde 1955 letztmals renoviert.
1945 waren Zigeuner und Flüchtlinge im Schützenhaus einquartiert. In einem Gutachten wurde es danach als „heruntergekommen“ beschrieben. Ein Jahr später entstand aus ungeklärter Ursache ein Brand im Haus, der Schäden anrichtete. Die durch den Brand in Mitleidenschaft gezogenen und verwahrlosten Räume wurden 1947 als „menschenunwürdige Behausung“ bezeichnet, so dass die Flüchtlinge umquartiert werden mussten. Im gleichen Jahr bezeichnete ein Gutachten den Zustand mit „an der Grenze des Verfalls“. In der Folge wurde der Barackenteil zu Wohnzwecken ausgebaut.
Die Hauptfassade weist im Obergeschoss drei rundbogige Fenster auf, die von insgesamt vier Halbsäulen eingerahmt werden. Links und rechts davon befinden sich zwei Nischen, die wahrscheinlich während des Zweiten Weltkrieges verloren gegangene Gipsfiguren enthielten. Ein flacher Giebel über der Fensterfront hat ein kleines rundes Fenster in der Mitte. Über der doppelflügeligen, von zwei rechteckigen Fenstern eingerahmten Eingangstür ist der Schriftzug „Schützenhaus“ zu sehen. Dort stehen Säulen, die allerdings weniger schmuckvoll gestaltet sind als die im Obergeschoss. Zum Mitteltrakt führt eine vierstufige Treppe mit schmiedeeisernem Geländer. Der Hauptbau wird von zwei identischen Nebenbauten flankiert, die jeweils zwei Fenster mit darüber laufendem Gurtband besitzen. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde eine Kegelbahn angebaut. 2008 wurde das Schützenhaus saniert, um den weiteren Erhalt gewährleisten zu können.
Heute finden im Gebäude verschiedene Veranstaltungen statt. Der Schützenverein nutzt den hinteren Teil des Gebäudes und hat dort eine Schießanlage. In der angebauten Kegelbahn trainiert der Kegelverein. Der Parkplatz vor dem Schützenhaus dient auch als Festplatz. Hier wird jährlich im Juli das Wiesenfest gefeiert.