Vereinsturnhalle

Vereinsturnhalle alt-neu
Vereinsturnhalle

Am 5. Juni 1862 wurde der Turnverein Münchberg als Verein „zur Ausbildung des Körpers, Förderung sittlicher Bildung und geselliger Unterhaltung“ gegründet. Alle Vereinsaktivitäten fanden damals noch in den Münchberger Gasthäusern statt. Auch beim Turnen war man auf die Säle der Gastwirtschaften angewiesen. Erst ab 1911 stand die städtische Turnhalle zur Verfügung. Den Wunsch nach einem eigenen Heim hatten die Mitglieder aber dennoch.

1916 zählte der Verein immerhin 373 Mitglieder. Bis 1923 wurden 4.000 Mark für eine Halle gespart, die leider der Inflation zum Opfer fielen. Aber es wurde weiter Geld gesammelt. Bis 1927 waren dann 22.000 Mark zusammen gekommen und 1930 zählte man die stolze Summe von 50.000 Mark. Mit Projektkosten von 160.000 RM wurde 1929 der Bau einer Turnhalle genehmigt. Noch im gleichen Jahr erfolgten der erste Spatenstich und die Hebefeier mit einem Schauturnen. In der folgenden Zeit wurden Turngeräte, Tische und Stühle angeschafft sowie ein Wirt für die Bewirtschaftung gesucht. Im Sommer 1930 war es dann endlich soweit, dass im Rahmen eines Sportfestes die Feierlichkeiten zur Einweihung stattfinden konnten. Leider war das Wetter schlecht, daher wurden die 50 gehissten Fahnen durch heftige Windstöße von den Masten gerissen. Aber trotzdem waren die Stadt und besonders der langjährige Vorstand, Georg Ruckdeschel, festlich gestimmt. Die Vereinsturnhalle war ein Mittelpunkt des sportlichen und gesellschaftlichen Münchberger Lebens. Hier konnten große Tanzveranstaltungen und Theaterabende durchgeführt werden. Besonders am Wochenende fluorierte die Gastwirtschaft und wochentags trafen sich hier regelmäßig Geschäftsleute. Die auftretenden finanziellen Schwierigkeiten begegnete der Verein 1934 mit einem Sanierungsplan. Der Kriegsbeginn stellte die Vereinsmitglieder vor neue Herausforderungen, denn bereits 1939 wurden 130 Turner zum Militärdienst eingezogen. Deren Zahl erhöhte sich in der Folgezeit auf 270. Deshalb konnte der Turnbetrieb nur eingeschränkt durchgeführt werden. Von 1942 bis 1946 schweigen die Protokollbücher.

Nach Beseitigung der größten Kriegsschäden durch zweckentfremdete Belegung regte sich das Vereinsleben wieder. 1951 wurde in Eigenleistung die offene Terrasse aufgebaut, um dadurch einen Mehrzwecksaal zu erstellen. In den sechziger und siebziger Jahren fielen ständig neue Reparaturen an, die Heizung war marode und vieles entsprach nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Zum 50. Jahrestag der Halle hatte der Verein 950 Mitglieder, was aber auch zu einer immer intensiveren Abnützung führte. Anfang der achtziger Jahre war klar, dass einzelne Reparaturen nichts mehr bewirken konnten. Wurden anfangs für dringend erforderliche Sanierungsmaßnahmen noch Kosten in Höhe von 250.000 DM veranschlagt, die der Verein allein hätte schultern müssen, kam man schnell zur Überzeugung, dass trotz der hohen Kosten wieder nur Stückwerk geschaffen werden würde. Ab Herbst 1980 wurde eine Generalsanierung ins Auge gefasst, die nur mit großen finanziellen Hilfen möglich war. Es folgten Verhandlungen mit der Stadt und die Suche nach bestmöglicher Förderung. Im November 1981 wurde das Thema "Turnhallenumbau" erstmals im Stadtrat behandelt. Am 25.Mai 1982 beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung des TV Münchberg den Umbau der Vereinsturnhalle in eine Mehrzweckhalle und verpflichtete sich, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Am 29. Juli 1982 wurde im Stadtrat beschlossen, dem TVM einen Zuschuss in Höhe des zuschussfähigen Betrages zu gewähren. Im November 1984 konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Zuvor wurde am 30. Mai 1984 mit der Stadt ein Vertrag über das Benutzungsrecht und ein Finanzierungsplan von den Vorständen Reiner Schneider und Karlheinz Struntz und Bürgermeister Fritz Gräbner unterzeichnet. Demnach beteiligten sich die Stadt mit 1.754.000 DM, der Bund mit 269.000 DM, das Land Bayern mit 525.000 DM und der Landkreis mit 30.000 DM. Eine große Hypothek musste der Verein mit der auf 360.000 DM gestiegenen Eigenbeteiligung übernehmen. Dank der Hilfe der heimischen Wirtschaft und vieler Einzelpersonen konnten rund 180.000 DM an Spenden verbaut werden. Außerdem brachten treue Vereinsmitglieder Arbeitsleistung im Wert von 100.000 DM ein. Der von Architekt Norbert Ludwig geplante Umbau wurde im Frühjahr 1986 abgeschlossen und am 27. Juni 1986 feierlich eingeweiht.


Video: Luftaufnahmen Vereinsturnhalle

Texter, Autoren, Fotografen, Rechteinhaber oder Quellen:
Rainer Fritsch, Reiner Schneider, Peggy Kaltenbach, Stadtarchiv
HMW Station: O2 Vereinsturnhalle - Adresse: Dr.-Martin-Luther-Straße 20