Furt

Furt als DurchfahrtMit Furt werden Stellen bezeichnet, an denen Flüsse mit Fahrzeugen oder zu Fuß durchquert werden können. Besonders im Mittelalter errichtete man sie häufig an Handelswegen, um dort Zölle verlangen zu können.

Die Erschließung des Münchberger Raumes erfolgte zwischen 1000 und 1250 von Westen her durch fränkische Siedler. In diesem Zeitabschnitt entstand an der Furt durch die Pulschnitz die Keimzelle der Stadt Münchberg: Häuser in Form einer Hufe ("Hof"). Merkmal der Waldhufensiedlungen sind lange schmale Grundstücksstreifen hinter den Gebäuden, die in Münchberg als Zelche bekannt waren.

Das für die frühe Besiedlung lebensnotwendige Wasser war im Tal problemlos zugänglich. Von hier aus konnten die natürlichen Rohstoffe des Flusses und der waldreichen Gegend ausgenutzt werden. Die erste Siedlung bestand deshalb zunächst nur aus wenigen Hofstellen, die meist von Jägern oder Fischern genutzt wurden. Diese konnten mit durchreisenden Händlern Tauschhandel betreiben. Die Münchberger Furtstelle lag strategisch günstig und war daher eine wichtige verkehrsvermittelnde Brücke zwischen dem Main- und Juragebiet und den Kernsiedelräumen um Hof, Plauen und Eger (Altstraßen).

Die frühe Ansiedlung an der Pulschnitzfurt bot sich als günstig gelegener Rastort für Fußreisende oder Wagenzüge zwischen Bindlach und Hof oder Kulmbach und Hof an. So durchquerten mehrere wichtige Straßenverbindungen das heutige Zentrum der Stadt. Eine der frühesten Verkehrswege führte beispielsweise in nordöstlicher Richtung nach Hof und lag damit an der wichtigen Handelsstraße Nürnberg - Leipzig. Gerbereien und Schmiede siedelten sich an dieser Stelle an; die obere Stadt entstand als Bebauung mit Ackerbürgerhäusern und mit zumindest teilweise geschlossenen Befestigungsmauern. Etwa 100 m östlich befand sich ein Turmhügel zur Sicherung des Straßenübergangs. Ein Teilabschnitt der Altstraße über Sparneck nach Eger ist heute noch als Hohlweg erhalten.

Die jetzt bis an die Pulschnitz hinunter verlegten Granitplatten sollen an die ehemalige Furt an dieser Stelle erinnern. Hier begann wohl die Besiedlung unserer Stadt. Im Bild oben rechts sieht man, wie eine solche Flußdurchfahrt ausgesehen haben könnte.

Furt durch die Pulschnitz


Video: Luftaufnahmen Furt


Texter, Autoren, Fotografen, Rechteinhaber oder Quellen:
Rainer Fritsch, Markus Jennermann, Adrian Roßner, Stadtarchiv



Hörpfad Audio-Datei
HMW Station: H28 Furt - Adresse: Gerbergasse 4