GeoPark im Stadtpark

GeoPark
GeoPark - Stadtpark damals

 

Blick auf den heutigen GeoPark (links) und auf den einstigen Stadtpark sowie das Gymnasium rechts hinten (Bild oben).

Der Verschönerungsverein Münchberg stellte 1877 an den Stadtmagistrat ein Gesuch, dass gegenüber der Schießanlage ein Wiesengrundstück zur Anlage eines Parks bereitgestellt werden soll. Noch im gleichen Jahr wurde das Gelände mit Bäumen bepflanzt und Wege angelegt. Der Bereich um das Schützenhaus zusammen mit dem Stadtpark sollte ein zusammenhängendes Ensemble bilden. Schon damals trennte die Hofer Straße die beiden Anlagen. Für Lustwandelnde bot er eine ruhige Umgebung, die zu anmutigen Morgenpromenaden einlädt, wurde damals berichtet. 1893 und 1895 vergrößerte man den Park bis zur neu gebauten Parkschule, ein weiteres Jahr später erfolgte der Anschluss an das städtische Wasserleitungsnetz. 1862 kam der sogenannte Gerichtsplatz als neue Erweiterung des Parks hinzu.

Stadtpark um 1904Im Jahr 1904 legte man einen künstlichen Berg im Stadtpark an, der im Volksmund „Kleiner Waldstein“ genannt wurde, er fiel später aber der Ausdehnung des Krankenhausgartens zum Opfer. Für diesen Hügel stellte damals die Aktienfärberei einen Pavillon zur Verfügung, der dann an die Ostseite des Parks versetzt wurde. Zu der Zeit war der Stadtpark als Rendevouz-Platz willkommen, aber auch Schüler tummelten sich dort in den Pausen. Damals war die Sicht in die Ferne noch nicht durch die inzwischen hoch gewachsenen Bäume beeinträchtigt. 1909 und 1911 wurde der Stadtpark abermals vergrößert und danach ein Kinderspielplatz errichtet (Foto unterhalb).

Veränderungen erfolgten in den 50er Jahren mit der Erweiterung des Krankenhauses und 1967, als das Altenheim gebaut wurde.

Der GeoPark wurde 2010 angelegt und informiert die Besucher anhand zahlreicher Mustersteine und Schautafeln über den Aufbau und die Gesteinsvorkommen der geologisch interessanten „Münchberger Masse“ und der umliegenden Gebirgszüge.

Weitere Informationen rund um den GeoPark im Münchberger Stadtpark finden sich in einer Zusammenstellung der Stadt Münchberg.

Lageplan Stadtpark 1921

 

Der Historische Münchberger Weg beginnt an dieser Stelle und entlang der 44 Stationen werden wir uns auf eine Reise durch die letzten Jahrhunderte der Münchberger Vergangenheit begeben. Jedoch beginnt die Geschichte unserer Gegend viel früher, daher werfen wir hier an der ersten HMW Station einen Blick auf die geologische Entwicklung unserer Region und beginnen unsere Zeitreise im Erdaltertum mit einem Beitrag von Prof. Dr. Ludwig Zöller und Prof. Dr. Dan Frost von der Universität Bayreuth, der für unser HMW Projekt erarbeitet wurde:

 

Fichtelgebirge, Frankenwald, Münchberger Masse – wie zusammenwuchs, was heute zusammen gehört

Wanderung der KontinenteDieser Beitrag gibt einen kurzen Überblick über die erdgeschichtliche Entwicklung der Umgebung Münchbergs vom Erdaltertum bis heute.

Paläozoikum: Die nachvollziehbare Geschichte des Münchberger Raumes beginnt im Paläozoikum (Erdaltertum, 545 bis 251 Mio. Jahre alt). Das Fichtelgebirge, der Frankenwald und die Münchberger (Gneis)Masse sind Teile des „Variskischen Gebirges“ (benannt nach dem germanischen Stamm der Varisker in der Umgebung von Hof, curia variscorum). Dieses alte Gebirge tritt heute in Europa zwischen der Iberischen Halbinsel und Böhmen noch vielfach zutage, vor allem in den Mittelgebirgen, bildete aber ursprünglich ein großes zusammenhängendes Kettengebirge, welches über lange geologische Zeiträume der Abtragung unterlag und großflächig zu „Rumpfflächen“ eingeebnet wurde. Im Zuge der alpidischen Gebirgsbildung wurden ab der Oberkreide-Zeit (Beginn vor ca. 99 Mio. Jahren) die Rümpfe des variskischen Gebirges tektonisch in Bruchschollen zerlegt und in unterschiedlichem Maße gehoben oder abgesenkt. Dadurch entstand der typische Bau unserer Mittelgebirge. Fichtelgebirge, Frankenwald und Münchberger Masse sind gehobene Bruchschollen des variskischen Gebirges.

Was heute wie ein zusammengehöriges Gebirge erscheint (z.B. Böhmerwald und Bayerischer Wald, Oberpfälzer Wald, Fichtelgebirge, Frankenwald, Münchberger Masse, Thüringer Wald), ist aber erst durch die variskische Gebirgsbildung zusammengewachsen. Diese setzte während der geologischen Periode des Devons ein (Beginn vor 410 Mio. Jahren) und erlebte in unserer Gegend ihren Höhepunkt in der geologischen Epoche des Oberkarbons (320 bis 296 Mio. Jahre). Zuvor wurden in verschiedenen, durch Kleinkontinente (z.B. „Amorica“) und Inselbögen getrennten Ozeanbecken km-mächtige Sedimente abgelagert. Durch Bewegungen von kontinentalen und ozeanischen Platten gegeneinander wurden die Ozeanböden eingeengt und ozeanische Platten in den Erdmantel gezogen (subduziert), bis die Ozeanböden völlig abgetaucht waren und kontinentale Krustenteile an Suturzonen aneinander stießen. Maßgeblich war die Bewegung des Urkontinents Gondwana („Ur-Afrika“) auf den Urkontinent Laurasia („Ur-Europa“) zu (Grafik rechts). Das variskische Gebirge war nun zusammengewachsen. Dabei gerieten die Gesteine in bis zu mehreren Zehnern km Tiefe unter großen Druck und hohe Temperaturen, was zu starken Deformationen und Umkristallisationen führte („Metamorphose“). Die Gliederung des variskischen Gebirges in mehrere Zonen bezeugt heute noch den Zusammenschub ursprünglich entfernt gelegener und durch Ozeanbecken getrennter Teile. Eine dieser Suturzonen verläuft südlich des Fichtelgebirges und trennt die südlich gelegene Moldanubische Zone von der nördlich gelegenen Saxothuringischen Zone. Gegen Ende der Gebirgsbildung drangen auch Gesteinsschmelzen in die Erdkruste ein und erstarrten dort in einigen km Tiefe („Intrusion“). Sie bilden heute, nachdem die überlagernden Gesteine abgetragen wurden, die Granitstöcke des Fichtelgebirges.

Fremdkörper „Münchberger Masse“: Während die Gesteine des Fichtelgebirges - mit Ausnahme der Intrusivgesteine – und der Moldanubischen Zone einen mittleren bis hohen Grad der Metamorphose aufweisen, werden sie im Frankenwald von SW nach NO immer schwächer metamorph. Eine Ausnahme bildet hier die Münchberger Masse, die sich durch weit höhere Metamorphosegrade als eine Art Fremdkörper zu erkennen gibt. Das war schon den alten Geologen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt, da sie aber noch nicht über die Theorie der Plattentektonik verfügten, konnten sie die Frage nach der Herkunft und Entstehung der Münchberger Masse nicht befriedigend klären. Heute gehen wir davon aus, dass die Münchberger Masse ebenso wie die weiter südöstlich gelegene „Zone Erbendorf-Vohenstrauß“ (ZEV) Reste einer weit (bis ca. 200 km?) überschobenen Gebirgs-Decke darstellen, deren heutiges Hauptverbreitungsgebiet im „Tepla-Barrandium“ in Böhmen liegt. In der Münchberger Masse sind diese Deckenreste in einer Muldenlage erhalten geblieben, während sie über dem Fichtelgebirge schon wieder abgetragen sind. Am Weißenstein bei Stammbach stehen am Gipfel hochmetamorphe „Eklogite“ an. Sie entstanden aus ehemaligen Basalten eines Ozeanbodens durch Versenkung an einer Subduktionszone in Tiefen von 60-80 km. Die Druck- und Temperaturbedingungen der Eklogitbildung können in Hochdruck-Laboratorien wie am Bayerischen Geoinstitut an der Universität Bayreuth rekonstruiert werden. Durch die spätere Sutur wurden Teile dieser tief versenkten Gesteine wieder hochgepresst und als Decke über andere Gesteine überschoben. Interessanterweise lagert heute der Eklogit des Weißensteins – der einzige europäische Eklogit nördlich der Alpen – über geringer metamorphen Gesteinen. Im Detail lassen sich verschiedene Phasen der langen Reise des Weißenstein-Eklogits an seinen heutigen Platz nachverfolgen, wie in der folgenden Grafik dargestellt:
Eklogit

 

Mesozoikum: Im Erdmittelalter (Mesozoikum, 251 bis 66 Mio. Jahre) war Nordbayern teilweise Ablagerungsgebiet terrestrischer und mariner Sedimente, teilweise (im NO und O) aber auch von Hebung betroffen. Schon gegen Ende des Paläozoikums gab es tektonische Prozesse an der heutigen NW-SO-verlaufenden „Fränkischen Linie“, die den Frankenwald und das Fichtelgebirge gegen das Süddeutsche Schichtstufenland mit bis über 1000 m mächtigen flachlagernden Sedimentgesteinen begrenzt. Zu Beginn des Mesozoikums wurde das Ostbayerische Grundgebirge als Teil der Böhmischen Masse um bis zu einige km herausgehoben und kräftig abgetragen. Die abgetragenen Gesteinsmassen wurden großenteils im so genannten Germanischen Becken wieder abgelagert. Später, vor allem zur Zeit des Muschelkalks und des Jura, wurden Teile Nordbayerns auch von Flachmeeren bedeckt. Ob der Raum um Münchberg noch davon betroffen war, ist nicht sicher bekannt. Die Fränkische Linie und mehr oder weniger parallel verlaufende Störungen wurden ab der Oberkreide-Zeit (s.o.) wieder kräftig reaktiviert und das Nordostbayerische Grundgebirge erneut um bis zu 3 km gehoben und dabei steil auf die Süddeutsche Scholle aufgeschoben. Heute stellt das Nordostbayerische Grundgebirge aber kein Hochgebirge dar, weil infolge der starken Hebung und eines tropischen niederschlagsreichen Klimas dort wieder starke Abtragung einsetzte.

Känozoikum (Tertiär und Quartär): Das Känozoikum (Erdneuzeit) begann vor 66 Mio. Jahren und dauert bis heute an. Die tektonischen Vorgänge an der Fränkischen Linie und im vorgelagerten Oberfränkischen Bruchschollenland setzten sich mindestens noch im Alttertiär (66 bis 24 Mio. Jahre) fort. Am Ende des Alttertiärs begann im Egergraben und westlich davon starker Vulkanismus, der aber das Gebiet um Münchberg nicht betraf. Die Fortsetzung der flächenhaften Abtragung bis weit ins Jungtertiär (24 bis 2,6 Mio. Jahre) schuf eine flachwellige, nach Süden zum damaligen Molassemeer abgedachte Abtragungsfläche, in der die Fränkische Linie nicht mehr oder nur kaum bemerkbar war. Die Abtragungsfläche wurde von einem Flusssystem mit Ursprung am Döbra-Berg quer über die Fränkische Alb Richtung Molassemeer entwässert („Moenodanuvius“, Schirmer 2012). Gegen Ende des Tertiärs leitete eine Abkühlung des Klimas den Übergang zum Eiszeitalter (Quartär, 2,6 Mio. Jahre bis heute) ein. Zwar kann eine eigenständige Vergletscherung des Fichtelgebirges und des Frankenwaldes bis heute nicht belegt werden, die häufigen Klimawechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten überformten jedoch die aus dem Tertiär ererbte Landschaft maßgeblich. Gesteuert durch Faktoren wie globale Meeresspiegelabsenkung, Hebung weiter Teile Mitteleuropas und durchgreifende zyklische Klimaänderungen begannen die Flüsse, sich in tiefen Tälern kräftig in die alte flachwellige Landschaft einzuschneiden. Wiederholt herrschte während der Kaltzeiten des Quartärs Dauerfrostboden in einer Tundrenlandschaft, der im Sommer nur geringfügig (ca. 1 m tief) von oben her auftaute und somit auf den vegetationsarmen oder –freien Hängen Bodenfließen („Solifluktion“) ermöglichte. Der durch die starke Frostverwitterung anfallende Schutt wurde effektiv hangabwärts transportiert. Noch heute ist der größte Teil der Hänge als Erbe der letzten Kaltzeit von diesen Schuttmassen bedeckt, die der nacheiszeitlichen Bodenbildung und Vegetationsentwicklung ausreichend Lockermaterial als Wurzelraum bereitstellen. Größere kantengerundete Blöcke, die durch die intensive Verwitterung in der Kreidezeit und im Tertiär entstanden waren, wurden durch die Solifluktion ebenfalls hangabwärts bewegt und bildeten eindrucksvolle Blockströme. Ab dem Ende der letzten Kaltzeit vor 11 700 Jahren und mit dem Beginn der heutigen Warmzeit („Holozän“) verschwand der Dauerfrostboden und der Wald hielt wieder Einzug. Die kaltzeitlichen Abtragungsprozesse kamen zum Erliegen. Erst mit der Rodung großer Waldflächen und ihrer Umwandlung in Ackerland nahm der Bodenabtrag vor allem durch oberflächlich abfließendes Wasser wieder deutlich zu („Bodenerosion“). Die meist feinkörnigen, tonig bis sandigen Ablagerungen infolge der Bodenerosion verhüllen heute die Unterhänge als „Kolluvien“ oder führten zur Aufhöhung der Talauen um bis zu mehrere m als „Alluvien“.

 

Weitere Literatur-Hinweise:

GeoBavaria – 600 Millionen Jahre Bayern.- Bayerisches Geologisches Landesamt 2004

Peterek, A. & Rohrmüller J. (2010): Zur Erdgeschichte des Fichtelgebirges und ihres Rahmens.- Der Aufschluss Jg. 61, 193-211.

Schirmer, W. (2012): River history oft he Upper Main River area from Tertiary to Holocene.- in: L. Zöller & A. Peterek (Hrsg.), From Paleozoic to Quaternary. A field trip from the Franconian Alb to Bohemia. DEUQUA excursions

Stratigraphische Tabelle Deutschland 2002



Video: Luftaufnahmen GeoPark, Beginn Historischer Münchberg Weg mit Infotafel

Texter, Autoren, Fotografen, Rechteinhaber oder Quellen:
Rainer Fritsch, Prof. Dr. Ludwig Zöller, Prof. Dr. Dan Frost, Stadtarchiv
HMW Station: H1 GeoPark - Adresse: Hofer Straße 45