Gebäude Nummer 7 in der gedruckten Broschüre
"Historische Gebäude in Münchberg".
Das Schild befindet sich rechts vom Haupteingang.
(Auf Wunsch des Besitzers wurde die Tafel damals in "Bahnblau" gefertig.)
Als König Ludwig I. in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts beschloss, eine Bahnverbindung von Norden nach dem Süden Bayerns einzurichten, wurde auch Münchberg 1848 an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn angeschlossen. Dies machte den Bau eines Bahnhofs erforderlich.
Geplant als „heiterer“ Bau von Architekt Gottfried Neureuther. Entwurf stammt aus dem Mai 1844. Im 62m langen Gebäude sollten untergebracht werden: Zwei Wartesäle (1. und 2. Klasse), Zimmer für Billetiren und Gepäckabgabe, Wohnung des Stationsverwalters, Bahnwärterkaserne mit Wohnung für Obmann und Schlafstube für ca. 8 Mann, Waschküche, Wasserhaus mit freihstehendem Krahnen, offener Ladeschuppen mit Remise für Wägen, kleines Magazin zur Unterbringung von Gerätschaften, öffentliche Abtritte.
Nach kleineren Änderungen wurde der Bau 1846 vom König genehmigt, aber die Finanzkriese des bayerischen Staates verhinderte die großzügige Ausführung, es entstand nur eine verkleinerte Variante ein 29m langer Bau mit Ladehalle und Waage. Aber der vom König gewünscht „Antik-römischer Styl“ bleibt erhalten. An der Fassade ist die hirarchische Ordnung erkennbar. Die Wohnung des Oberbahnwärters im ersten Stock ist niedriger, die Fenster sind kleiner (mit Segmentbogen), als die des Bahnhofsvorstehers (Rundbogen).
1875 (Verlängerung des Expeditionslokals) und 1881 (Anbau des Wartesaals 3. Klasse, heute Restaurant) wird der Bahnhof erweitert.
Das ursprüngliche Sichtmauerwerk aus Gneis und granitenen Ecken wurde 1902 verputzt. 1985 wurde eine neue Güterhalle gebaut, 1937/38 der Westflügel verlängert und die Schalterhalle erweitert. Renovierungen erfolgten 1976/77 und 2002.
Münchberg liegt an der Bahnstrecke zwischen Hof und Neuenmarkt-Wirsberg, auf der bis in die 1970er Jahre Dampfloks (2. Foto unten) fuhren. Direkte Zugverbindungen gibt es nach Dresden oder Nürnberg. Eine weitere Bahnstrecke existiert seit 1887 nach Helmbrechts (4. Foto unten), auf der lange Zeit der rote "Schienenbus" (3. Foto unten) verkehrte. Zwischen 1902 und 1971 fuhren auch Züge nach Zell am Waldstein, danach wurden die Gleise abgebaut und enden nun im Umspannwerk Mechlenreuth.
Etwa 100 Meter östlich vom Bahnhof wurde 1904 hauptsächlich für die Arbeiter der Münchberger Textilbetriebe eine „Luftbrücke“ über die Schienen fertiggestellt. Lange Jahre verkürzte die Eisenkonstruktion auch Schülern und Erwachsenen deren Wege in die Stadt, zur Schule oder zum Arbeitsplatz. Nachdem ein Bauzug mit Bagger im Oktober 1980 gegen das Bauwerk stieß, musste die Brücke drei Wochen lang repariert werden.
In den vergangenen Jahrzehnten gingen viele Arbeitsplätze in Münchberg verloren und immer mehr Menschen nutzten ihr Auto für die täglichen Wege. Damit verlor die „Luftbrücke“ (5. Foto unten) nach und nach an Bedeutung und so wurde die inzwischen marode Stahlkonstruktion schließlich am 29. Juli 2015 wegen massiver Schäden abgebaut.
Ein Brückenstück wurde ins Deutsche Dampflok Museum nach Neuenmarkt transportiert. Der nördliche Treppenturm wurde rückgebaut und der südliche zum Aussichts- und Fotopunkt für Eisenbahnfreunde umgestaltet.
Weitere Informationen zum Thema Bahnhof und Eisenbahn finden Sie im Band 1 zur Stadtgeschichte "Eisenbahn in Münchberg 1848-1998".