Oberfranken ist die Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt. In Münchberg gab es im 19. Jahrhundert vier Brauereien, aber inzwischen sind alle geschlossen. Von der ehemaligen Nützel-Bräu existieren jedoch noch sämtliche Gebäudeteile (siehe Foto zu Nützel-Bräu) an der Bismarckstraße. Blickt man durch die hohen Fenster (Foto rechts oben), kann man sogar noch den Sudkessel sehen; er wurde vom ehemaligen Kommunbrauhaus gekauft.
Nützel-Bräu (Fam. Pöhlmann und Nützel)
Bis auf das Jahr 1772 geht der Ursprung der Nützel-Bräu zurück. 1802 kaufte der Untersteinacher Bäckermeister und Bierbrauer Johann Andreas Pöhlmann das Anwesen von Johann Christian Fickenscher in der Ludwigstraße 6. Deshalb wurde später mit diesem Gründungsjahr geworben. Erst im 20. Jahrhundert nannte man sich Nützel-Bräu, da Christian Nützel 1891 aus Guttenberg kam und die Witwe Mathilde Pöhlmann heiratete. Nützel braute zunächst im Kommunbrauhaus und errichtete später die jetzt noch existierenden Brauereigebäude in den Jahren 1926/27. Der letzte Sud wurde zwar am 27.4.1991 gebraut, aber das Brauhaus mit seinen hohen Fenstern steht noch immer in der Bismarckstraße. Gegenüber war das Mulzhaus und unterhalb auf der anderen Straßenseite der Ludwig-Zapf-Straße das Bräustübl.
Bären-Bräu (Fam. Pöhlmann)
Die Bären-Bräu wurde 1834 durch Heinrich Pöhlmann unter seinem Namen gegründet. In diesem Jahr überschrieben seine Eltern seinem Bruder Karl die elterliche (Nützel-)Brauerei in der Ludwigstraße 6. Heinrich Pöhlmann braute sein eigenes Bier in der Brauerei seines Bruders Karl bis 1850, dann wurde ihm gerichtlich verboten, bei seinem Verwandten zu brauen. Von da an hatte er nur die Wahl zwischen Brauen im eigenen Haus oder im Kommunbrauhaus, ab 1864 wurde im Fünferbrauhaus gebraut. 1901 errichtete die Bären-Bräu ein neues Gebäude in der Stammbacher Straße 24 (Bild) und schloss schließlich 1971, nachdem sie im Jahr zuvor von der Löwenbräu München übernommen wurde.
Mönchsbräu (Fam. Holper und Langheinrich)
1840 gründete Friedrich Holper die Mönchsbräu unter seinem Namen. 1890 errichtete man das Brauereigebäude unter dem Namen "Holper & Langheinrich, Mönchsbräu" in der Zelchstraße. In den späten 1920er Jahren brach man das Gebäude wieder ab. 1931 wurde die Mönchsbräu schließlich von der Aktienbrauerei Helmbrechts übernommen. Das Bild zeigt neben dem Firmengebäude in der Zelchstraße den Spezial-Ausschank am Eck Bahnhofstraße/Bismarckstraße (links) und den Bayerischen Hof am Klosterplatz.
Bischoff-Bräu (Fam. Meister)
Georg Meister gründete 1868 die Bischoff-Bräu, die 1992/93 aufgelöst wurde. 1997 wurde mit dem Abbruch der Gebäude in der Luitpoldstraße der Betrieb eingestellt und damit das Ende des Brauwesens in Münchberg besiegelt. 1991 riss man deren Eiskeller, ein Ziegelgebäude im Kreuzberghohlweg, ab. Die Stufen im unteren Bereich des Hohlweges sind jedoch noch erhalten.
Brauwesen in Münchberg - Übersicht der Gebäude Standorte
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Zahlen zur Bierstadt Münchberg
1791 schreibt Philipp von Weitershausen: Die brauberechtigte Bürgerschaft vertreibt jährlich über 6.000 Eimer Bier (entspricht etwa 5.320 Hektoliter, 1 Eimer = 89,2 Liter). 30 Prozent davon waren von schlechter Qualität.
1793 gab es in Münchberg ein öffentliches und zwei private Brauhäuser sowie 31 bürgerliche Mulzhäuser. Es waren zwei Braumeister und vier Knechte im Braugewerbe tätig. In der Stadt Münchberg schenkten drei Gastwirte und vier „Zäpfer“ Bier aus.
1909 wurden von der Bischoff-Bräu 11.911 Hektoliter Bier auswärts verkauft, 4.699 davon in Sachsen. Im gleichen Jahr setzte die Mönchsbräu 12.490 Hektoliter auswärts ab, davon 7.305 außerhalb Bayerns, viele davon mit Kühlwagons auf dem Schienenweg.
Mehr zum Thema Bierstadt Münchberg findet man im Band 11 zur Stadtgeschichte „Die vornehmste städtische Nahrung“ und in der Broschüre „Bierparadies Oberfranken“ von Uwe Meyer, der in seinem privaten Biermuseum in Walpenreuth bei Zell auch zahlreiche Sammlerstücke ausstellt. Einige Exponate aus der Münchberger Bier-Vergangenheit sind auch in einem Schaufenfenster links am Beginn der Lindenstraße (Fußgängerzone) ausgestellt, an dem man kurz nach der Station H30 Alte Poststation vorbei kommt.